Vor ein paar Jahren habe ich angefangen, ein Buch zu schreiben. Dieses Buch war nicht unbedingt dazu bestimmt, irgendwann veröffentlicht zu werden, und sein Hauptzweck war es, über meine persönliche, aber unglaubliche Reise als Künstler nachzudenken. Von einem verlorenen Kind ohne Perspektive zu einem weltweit anerkannten Künstler im Bereich Psychedelic Trance, der 5 Kontinente und unzählige Länder umspannt. Die Abenteuer, die ich erlebt habe, waren lebensverändernd und meiner Meinung nach wert, in schriftlicher Form festgehalten zu werden.
If you are an English speaker please check out the translated edition here:
A LIFE IN TRANCE
Aufgeregt stehe ich auf der riesigen Bühne im brasilianischen Hinterland Sao Paulo`s. Mein Herz fängt nun an noch schneller zu schlagen, ich bin aufgeregt, aber konzentriert wie ein spartanischer Soldat. Meine Sinne schärfen sich während ich die Treppenstufen zur Bühne hinauf gehe. Stück für Stück offenbart sich die gigantische Menschenmenge. Fünfzehn tausend Seelen tanzen in Trance während ich auf die Bühne komme. Am Mixer angekommen, bereite ich fokussiert mein Equipment vor.
Der Artist vor mir endet sein Set. Die Leute klatschen. Dann ist kurz Stille.
Erwartungsvoll schaut mich die bunte Menge Tanzender Menschen an. Ich positioniere mich genau in der Mitte der riesigen Bühne während ich das erste Lied spiele. I LOVE LSD. Einer meiner größten Hits. Ein letztes mal durchatmen. Langsam ziehe ich den Fader des Mischers nach oben.
Der 4/4 Beat setzt langsam ein. Die hohen Frequenzen sind gefiltert während der Filter-Cutoff sich allmählich öffnet. Die Bassline rückt jetzt Stück für Stück in den Vordergrund. Die Synth Uplifter setzen ein und ein unwirklich erscheinender mystischer Sound komplementiert die Komposition.”Sound – Light – Future – Fantazy” ertönt die modulierte, synthetisch klingende Frauenstimme langsam aus den riesigen Boxen. Die Worte erklingen genau zum zweiten und vierten Takt. Nach jedem Wort ist folglich eine kurze Pause. Erneut erschallt das Mantra. Sound – Light – Future – Fantasy. Ein weiteres mal. Und erneut. Es steigert sich. Weiter. Noch mehr. Gänsehaut macht sich auf meinem rechten Arm und meinem Rücken bemerkbar. Die Menge setzt sich nun langsam in Bewegung. Ein letztes mal: “Sound – Light – Future – Fantasy. Hoch, weiter, nach oben. Uplifter. Eine letzte Drumroll sowie der nach oben schwelende Bass, bereitet die gewaltige Menschenmenge auf den nahenden Drop vor. Ich springe genau zum Ende des Auftakts in die Luft so das ich zum ersten Beat der Bassline wieder auf meinen Füßen lande während die Menschenmenge auf einen Schlag zu erbeben beginnt. Aus der Mitte der Tanzfläche heraus fängt die Menge an zu explodieren. Die Leute jubeln euphorisch, kreischen und strecken ihre Hände nach oben während sie ekstatisch anfangen zu tanzen. Die Euphorie breitet sich in binnen Bruchteilen von Sekunden über den gesamten Dancefloor aus, der nun in vollem Ausmaß abgeht.
Dies ist die Beschreibung des Anfangs meines Sets auf Maya Festival in Brasilien auf dem ich kürzlich gespielt habe. Aber diese Geschichte fängt nicht hier an sondern sieben Jahre zuvor in Kalifornien. Vor den ganzen Partys und riesigen Festivals. Vor den vielen Mädchen. Vor Australien, den Himalayas, Guatemala, Indien, Sri Lanka, Costa Rica, Mexiko und den unzähligen anderen exotischen Länder die ich über die Jahre durch meinen Beruf als Musiker besuchte. Vor den Groupies. Vor den teuren Hotels und den unzähligen Reisen an fremde, weit entfernte Orte.
Damals war ich ein junger, knapp zwanzig Jahre alter, deutscher Trance Produzent, der kurz vor seinem internationalen Durchbruch stand. Ich brach nicht lange zuvor mein Studium auf der Akademie der bildenden Künste in München ab um mich voll und ganz auf die Musik zu konzentrieren.
SAN FRANCISCO CALLING
Es ist Oktober 2012, Ich bin gerade mal zwanzig und habe kurze Zeit zuvor mit Jack Le Druide das Musik Label Fantazy Records gegründet. Wir haben einige Gigs in der Saison zusammen gespielt, zumal Jack ohnehin für die Saison aus Kanada nach Europa gekommen war. Zu dieser Zeit bin ich schon einige Zeit als Live Act herumgeflogen und der Name Parandroid verbreitete sich in rasantem Tempo in der Internationalen Untergrund Psytrance Szene. Ich war in aller Munde da Ich von Peter Kubala oder wie er besser bekannt war, Cosmo auserkoren wurde der nächste Label Artist zu sein, der unter Vertrag genommen werden würde. Und wenn Peter etwas gut findet, redet er praktisch ununterbrochen davon. Der slowakischer Musik Produzent, der zu dieser Zeit noch legenden Status genoss, hatte den Stil Hightech Trance zusammen mit Heiko Quast, besser bekannt unter dem Namen Highko, maßgeblich beeinflusst. Zudem war er war nicht nur ein bahnbrechender Produzent sondern auch absolut fanatisch was das Sammeln und verbreiten von Musik anging. Er hatte das legendäre Label Noise Poison Records zu dieser Zeit praktisch alleine verwaltet, da Heiko zu dieser Zeit auf einer Art Selbstfindungstrip in Asien war. Nur die besten der besten wurden auf Noise Poison Records veröffentlicht. Jeder einzelne Artist der unter Vertrag genommen wurde hatte weitläufigen internationalen Erfolg.
Damals wusste Ich jedoch noch nichts von meinem Glück. Ich war zwar bei einigen soliden Labels wie Akashik und Maniac Psycho Pro aus Israel unter Vertrag, hätte aber zu diesem Zeitpunkt niemals erwartet das Ich bald von einem der wichtigsten kontemporären Psytrance Labels unter Vertrag genommen werden würde. Trotzdem war Ich schon damals professioneller Produzent und habe von meinen Auftritten gelebt. Cosmo hatte mich bereits Monate zuvor kontaktiert, in einer Zeit in der Ich mit meiner großen Liebe Kathrin in Barcelona gelebt hatte. Nachdem er ein Lied von meiner ersten EP namens Metaprogram Language gehört hatte war er wie besessen von mir. Als er mich zum aller ersten mal kontaktierte vermutete ich das ein Irrtum vorliegen müsse. Ich antwortete Ihm das Ich ein bisschen Zeit bräuchte und Ihm dann eine volle Demo zukommen lassen werde. Es war ein euphorischer Moment als er mir zum ersten mal schrieb. Cosmo spielte meine Lieder bereits vor tausenden von Leuten auf der ganzen Welt was meinen Namen enorm pushte. Wie konnte es sein das mich meine Jugend Koryphäe kontaktiert? Es war jedoch kein Versehen. Peter wusste genau was er tat. Er wird mich noch während meines Aufenthalts in San Francisco, ungefähr einen Monat nach meiner Ankunft in Amerika, als Label Artist unter Vertrag nehmen, was den Verlauf meine Karriere maßgeblich und in blitzartigem Tempo beeinflusste. Von heute auf Morgen. Wie im Film.
Aber zurück zur eigentlichen Story.
Ankunft in San Francisco
„Was darf Ich Ihnen zu Trinken anbieten?” fragte eine zarte Stimme mit französischem Akzent.
Ich öffnete langsam meine Augen während ich aus dem Halbschlaf aufwachte. „Ein Orangen Saft und ein Mineralwasser bitte. Wie lange ist die Flugzeit nochmal?”
„Hier bitte sehr.Wir haben heute eine Flugzeit von dreizehn Stunden und fünfzehn Minuten. In ungefähr zehn Stunden landen wir in San Francisco.” sagte die hübsche blonde Stewardess während sie mir lächelnd meine zwei Getränke in Plastikbechern reichte.
Ich dankte Ihr verschlafen und trank meine zwei Getränke. Erst den Orangensaft zur Hälfte. Dann das Mineralwasser zur Hälfte. Anschließend das Mineralwasser mit dem O-Saft vermischen und trinken. So wie immer. Wenn man andauernd in Flugzeugen sitzt entwickelt man seine Routinen.
(Flugzeuge waren nie ein Ort den Ich wirklich gerne habe. Versteh mich nicht falsch, ich liebe es zu fliegen, wer tut das nicht. Neue unbekannte Orte sehen, über den Wolken schweben und sich bedienen lassen klingt erst mal gar nicht so schlecht. Das ganze ändert sich aber zügig wenn man beruflich andauernd Fliegen muss. Das Problem ist aber auch nicht das fliegen selbst. Das Problem sind die Menschen. Auf so engem Raum mit so vielen Menschen der Willkür der Stewardessen so ausgeliefert zu sein. Dann die Engen Stühle in der Economy. Ich bin 196 Zentimeter groß was in dieser Situation leider auch keinerlei Vorteil bietet. Selbst als Künstler mit internationalem Erfolg fliegt man mindestens 90% mit der Economy Class. Das bedeutet man ist Passagier dritter oder vierter Klasse, je nach dem ob es eine First Class gibt oder nicht. Und je nach Airline wird man zum Teil dort auch so behandelt. Über dir kommen da noch die Premium Economy, dann Business und in manchen Fällen noch die First Class.) Schon zu dieser Zeit war Ich fliegen so sehr gewohnt das es nichts mehr besonderes für mich war. Aber dieser Flug war anders. Trotz der etlichen Flüge die Ich in den Jahren zuvor absolviert hatte, war dies der bis dahin längste Flug meines Lebens. In den nächsten sechs Jahren werde ich nicht nur etliche male über den Atlantik fliegen, sondern mit meiner Musik die ganze Welt bereisen. Von den Stränden Brasiliens bis an exotische Orte Wie Nepal wurde Ich gebucht. Von Kanada, Amerika, Mexiko und Zentral Amerika, Brasilien, über Asien, bis hin nach Australien und alles was dazwischen liegt. Aber zu diesem Zeitpunkt saß Ich schon in einer Achterbahn angetrieben durch Ehrgeiz, Erfolg und narzisstischen Tendenzen. Irgendwie habe Ich schon gespürt das der internationale Erfolg sich anbahnt. Aber dann geht alles letztendlich doch so schnell das es schwer im Moment zu Fassen ist wenn man da mitten drin steckt. Plötzlich ist man Jede Woche an einem anderen Ort. Mann wird wie ein Prinz herum chauffiert und angehimmelt. Hotelzimmer, Groupies. Plötzlich will einen fast jede Frau haben. Ich war schon immer außerordentlich beliebt bei den Mädchen aber nach meinem Durchbruch als Künstler wurde es was das angeht erst richtig wild. Geld wird auf einmal zur Kommodität. Man spielt 2 Stunden und kriegt zweitausend Euro. Dann kommen da noch die Drogen. Ich war zu so manchen Zeiten meiner Karriere fast schon abstinent unterwegs aber dann gab es auch etliche Jahre in denen Ich durchaus in die einfache Drogenfalle getreten bin die sich als internationaler DJ nur all zu oft auftut. Drogen sind überall und das zum Teil in rauen Mengen. Ich habe aber fast nie Zuhause irgendwelche Drogen genommen da dies sich mit meinem disziplinierten Arbeitsstil nicht gut verträgt, den Ich mir während meiner Studienzeit aneignete. Veranstalter sind auch in nicht seltenen Fällen große oder kleine Fische im Drogenhandel. Geld spielt oft keine Rolle mehr. Für Außenstehende ist es von außen oft schwer zu Erkennen wie viel sich Hinter den Kulissen von so manchem riesigen Events abspielt. Nach vorne Raus geht alles um Bewusstsein und Transzendenz. Aber im Hintergrund regieren teilweise die gleichen Regeln von Geld und Macht. Die Psytrance Szene wuchs zudem über die Jahre zu einem Millionen Geschäft an. Dies zog auch teilweise organisierte Kriminalität an. Plötzlich wurden die underground Künstler overground famous und die Veranstalter zum Teil stinkend reich. Diese ganzen Sachen können erhebliche Auswirkungen auf ein so junges Ego haben, aber darüber werdet Ihr in diesem Buch noch reichlich Gelegenheit haben mehr zu erfahren.
Die Zeit in San Francisco war die Zeit kurz vor meinem endgültigen internationalen Durchbruch als Musiker. Also noch vor dem großen Hype.
Drauf geschissen. Ich fliege nach Amerika! Das ist ein bisschen Rückenschmerzen doch alle mal wert. Die ganze Reise war ziemlich kurzfristig geplant. Jack meinte wir finden hundert Prozent Jobs zum trimmen in Kalifornien. „Er erklärte man könne dort mehrere Hundert US Dollar am Tag verdienen. Zwar hatte ich zu dieser Zeit keine Geldsorgen, aber nach Kalifornien zu fliegen und ein bisschen Gras trimmen hörte sich ehrlich gesagt ziemlich verlockend an. Obendrein war ich schon damals als Live Act gefragt genug. In wenigen Tagen nach der Ankündigung das ich nach Amerika kommen würde, hatte ich eine volle Tour durch eine Vielzahl von Städten in Mexiko. Insgesamt drei Monate werde Ich auf der anderen Seite des Atlantiks verbringen. Zwei davon in der San Francisco Bay Area und Kalifornien. Einen weiteren Monat auf vier Gigs die in den mexikanischen Städten Tijuana, Guadalajara, Mexiko City und nicht zuletzt dem Dschungel Paradies im tiefen Urwald in Palenque, Chiapas in Süd Mexiko. Wenn Ich zurückblicke sehe Ich wie zart, unschuldig und unerfahren Ich damals war. Aber das hat mich auch zu diesem Zeitpunkt nicht davon abgehalten Konflikte wie ein Magnet anzuziehen. Es gab schon immer fast ausschließlich zwei Reaktionen auf mich. Entweder werde ich abgöttisch geliebt oder inbrünstig gehasst. Es gab nur selten in meinem Leben Momente wo die Nadel nicht in eines dieser beiden Extreme ausschwingt.
Ich versuche mir es trotz meiner Größe so gemütlich wie möglich auf dem ungemütlichen Sitz mit zu wenig Beinfreiheit für einen fast zwei Meter großen Mann zu machen und schlafe wenige Zeit später friedlich zum summen der Turbinen ein. Glücklicherweise haben Flugzeuggeräusche eine einschläfernde Wirkung auf mich.
Ankunft in Amerika
Als Ich angekommen bin war in San Francisco gerade strahlend blauer Himmel mit nur wenigen, langgezogenen Wolken. Das Wetter ist mild und es war Nachmittags. Kurz nach der Ankunft kontaktierte ich Guilermo und ließ ihn wissen das ich sicher gelandet bin. Guliermo ist ein gewitzter Amerikaner mexikanischer Abstammung welcher unter anderem das Psytrance Label Akashik Records führte auf dem Ich damals kurz zuvor Veröffentlichungen hatte. Er war ausgesprochen aufgeregt das ich nach Kalifornien gekommen bin und verschaffte mir einen Gig bei einer kleinen Partyreihe in San Francisco namens Synchronicity. Nachdem Ich meinen noch vom Flug verspannten Körper mit dem Bart ( Bay Area Rapid Transit) nach Downtown San Francisco befördert hatte sog ich zum ersten mal die Eindrücke der ikonischen Nord Amerikanischen Metropole ein. Die riesenhaften Wolkenkratzer aus Beton und Glas waren beeindruckend. Sie reflektierten den blauen Himmel was der Stadt eine graublaue Aura gab. Fast klischeehaft begeisterte Ich mich wie amerikanisch Amerika wirklich war. Ich schlenderte durch die großen, hügeligen Straßen von San Francisco. Guilermo wohnte in Downtown San Francisco. Ich machte mich mich auf um meinen ihn dort zu treffen. Langsam ging die Sonne unter. Die blaue Aura der Stadt verwandelte sich nach und nach in eine orange-goldene. Ich traf meinen Freund in Chinatown nahe dem Financial District. Alles sah irgendwie so aus wie Ich aus den Filmen und Videospielen her kannte. Helle Lichter, große Autos und anonyme stereotype amerikanisch aussehende Gestalten wandelten über die Straßen von Downtown San Francisco. Ich war tatsächlich in Amerika. Bei der Old St Mary’s Cathedral angekommen sah Ich auch schon mein Gastgeber zu mir rüber kommen. Er war dank seines exzentrischen Kleidungsbewusstseins und Haarstils unschwer in der Menge sichtbar. Der knapp dreißig jährige hochintelligente Entrepreneur und Psyhead Guliermo ist eins siebzig groß und hat mittellange Dreadlocks und einen daliesque gestylten Vollbart. Wenn man diesen so bezeichnen will, da ich seinen Bartwuchs alles andere als als voll bezeichnet hätte. Der hintere Teil seiner Harre bestand zum Teil aus verfilzten Haaren während der vordere Teil nicht verfilzt war und sorgfältig zu einem Seitenscheitel frisiert war. Vervollständigt wurde sein Look durch japanische Tabi Zehenstiefel aus Leder bei denen der große Zeh von den restlichen abgetrennt ist, einer grünen Cargohose mit ausgefallenem Schnitt sowie reichlich Taschen, einer freakigen Weste, Unmengen von Schmuck, Piercings und Tattoos. Kurz gesagt: Er sah aus wie ein Neuzeit Hippie. Viele Leute würden niemals ahnen was für ein findiger Geschäftsmann er ist. Er ist extrem gut vernetzt, und hat verschiedene Projekte neben dem Record Label wie zum Beispiel ein Eco-Retreat-Village in Costa Rica namens Lemurian Village. Ich war froh ihn zu kennen, da er wie sich herausstellen wird exzellente Kontakte in San Francisco hatte. Ohne Ihn hätte Ich Celina und das fantastische Haus in dem Ich zwei Monate verbringen durfte nie kennengelernt. Lächelnd begrüßte er mich.
„Ha Ha H Ha… Hey, Mein Freund! Wie geht es dir Dude. Ich bin so froh dich endlich kennenzulernen Samuel! Willkommen in San Francisco!” hieß mich Guliermo mit einem subtilen mexikanischem Akzent stürmisch willkommen.
Ich erwiderte die freundliche Begrüßung mit einer schüchternen Umarmung und dankte ihm ausgiebig für die Einladung und Hilfe mit dem Auftritt.
„Hast du schon ein Platz zu schlafen? Du kannst heute bei mir pennen und morgen zu einer guten Freundin von mir. Das ist in Süd San Francisco in einem total abgefahrenen Haus. Du wirst eine hammer Zeit haben hier in San Francisco. Versprochen. Lass uns erst mal was Trinken und Essen gehen. Du hast sicher Hunger, oder nicht?
„Ja, gute Idee.”
Die lange Reise hatte mich hungrig gemacht. Wir besuchten eins der zahlreichen upper-class Restaurants in der Gegend und redeten über Releases, Auftritte und die Evolution der internationalen Psytrance-Community.
Die amerikanische Psyszene ist im Vergleich mit anderen Ländern wie Mexiko, Brasilien oder Portugal winzig, aber verbissen und gut connected. Die Besucher von Psytrance Events Reisen oft hunderte, in manchen Fällen sogar tausende Kilometer zu den kleinen, oft familiären Events. Die Gatherings sind meist zwischen 200-600 Leuten. Gerade in San Francisco gibt es aber schon eine kleine aber nennenswerte Psytrance Coummunity. Die ganzen Trimmer aus Europa halfen dabei den Musik Stil in der kalifornischen Bay Area noch weiter zu verbreiten. Fast alle hörten irgendeine Form von Psychedelic Trance und Hitech war der neueste Scheiss. Die ganz großen aus der Psytrance Welt, wie Infected Mushroom, Sphongle und Avalon zogen auch ab und an größere Menschenmengen an. Schneller Trance war aber nach wie vor extrem im Untergrund angesiedelt.
„Ich habe gesehen du spielst in letzter Zeit ziemlich oft in Europa. Deine EP Metaprogram Language hat auch echt ordentlich reingehauen, Mann. Fette Produktion. Dein Projekt hat definitiv super viel Potenzial. Und jetzt hast Du ja sogar ne Mexiko Tour! Das ist awesome bro! Wie viele Gigs hast Du?” Fragte Guliermo mit leicht aufgeregter Stimme.
„Drei sind bereits bestätigt und dann bin Ich noch im Gespräch mit diesem Spinner Imix Jaguar aus Chiapas. Der Veranstaltetet eine Party direkt neben Maya Ruinen mitten im Dschungel von Mexiko in Palenque. Aber Du kennst Imix Jaguar ja selbst. Er glaubt das im Dezember 2012 die Welt untergeht und seine Vorfahren wieder zurückkehren werden, und die Welt während seiner Party vor die Hunde geht. Und das alles mit seinem Social Media Hype verbunden. Online gibt es tatsächlich genügend Spinner die ihm dabei helfen sich einzureden das dies auch wirklich der Fall ist. Er ist am abfliegen wenn du mich frägst.”
„Nicht dein Ernst Dude, der Typ ist voll krank, ich weiß. Das kann ja nur gut werden, oder? Zudem ist da unten zur gleichen Zeit ein riesiges Rainbow Gathering mit mehr als zehntausend Leuten, hast du davon schon gehört?. Die Party von Imix ist genau nachdem die Trimming Season vorbei ist. Die ganzen Trimmer werden von den Farmen runter nach Mexiko fliegen um Party zu machen und zu relaxen. Dann auch noch der ganze “Return of the Ancestors” Kram. Es wird super sick , darauf kannst du einen lassen. Ende der Welt oder nicht, es wird episch werden brotheeeerrrr” erwiderte er während er den zweiten Vokal des Wortes Brother wie ein Kaugummi in die Länge zog.
„In welchen Städten spielst du Bruder?”
„Tijuana, Guadalajara und Mexiko City. Die sind alle einhundert Prozent bestätigt.”
„Wow Mann. Das volle Programm, das ist fantastisch Dude. Die Leute werden voll ausflippen. In Tijuana stehen die Kids jetzt voll auf schnellen Sound hab ich gehört. Jetzt ist aber erst mal Goa Gils sechzigster Geburtstag angesagt. Die ganze Cali Psytrance Familie wird am Start sein. Hast Du mit Gil schon geredet?“ Erkundigte er sich.
„Ja, er hat mir eine offizielle Einladung geschickt. Ich stehe auf der Gästeliste. Bin gespannt, habe Gil bis jetzt noch nie spielen sehen. Kenne ihn nur aus Dokumentarfilmen und YouTube Videos.” antwortete Ich ihm.
„das ist eine riesige Ehre Alter. Nicht jeder wird von Baba Gil eingeladen. Und dann auch noch sein sechzigster. Wie gesagt, die ganze Trance Family trifft sich jedes Jahr zu Gils Geburtstag. Das ist so was wie ein Szenefeiertag.” Dort kannst Du super Kontakte knüpfen, Sam. Alle Bewohner des Hauses in welchem Du leben wirst, werden auch da sein. Es wird absolut killer, darauf kannst du einen lassen Dude. Ha Ha Ha Ha”
Am nächsten Tag musste Guliermo schon früh raus etwas erledigen. Er Hinterließ mir eine Nachricht auf der der Weg zum Haus von Celina beschrieben aufgezeichnet war. Nach dem aufstehen nahm Ich direkt den BART nach Mission District. Während ich in dem Zug sitze studiere ich das Design und die zahlreichen Verbotsschilder die einem erklären was man im BART tun und lassen soll. Die meisten Leute im Zug sind auf die kleinen viereckigen Bildschirme ihrer Smartphones konzentriert. Der web 2.0 Hype war zu dieser Zeit schon im vollen Gange. Das Design des Zugs wirkt wie aus einem 60er Jahre Science Fiction Film geklaut was vermutlich daran liegt das das Design tatsächlich aus den sechziger oder siebziger Jahren stammen dürfte. Kurze Zeit später komme ich in der katakombenartigen Bahn Station in Mission Distrikt an. Schwer zu verstehende, verzehrte Ansagen schallten aus den Lautsprechersystemen der Station. Es ist dicht gefüllt mit Leuten. Ich ging die grauen Treppen Richtung Ausgang hoch und wurde von gleißendem Licht begrüßt welches sich langsam in intensives blau verwandelt als ich die Oberfläche erreiche. Oben ankommen sah ich ein Typen in einem lächerlich aussehenden roten Katzenkostüm der ein eineinhalb Meter großen Plastikpfeil nach oben hält auf dem steht: “MAD CAT LOAN CREDITS – Get 5-50.000$ NOW!” Er wedelt das Schild in der Luft herum und führt eine Art Tanz damit auf. Es ist erniedrigend. In den Staaten und Mexiko ist dies aber noch eine eher Harmlose Variante des Werbens. An der Ecke bei der Metro Station ist ein McDonalds und ein paar kleine Läden, Pawnshops und Restaurants. Die Straßen sind gefüllt mit Menschen aus allen Herren Ländern. Mexikaner, Asiaten, Israelis, Schwarze,Weiße. Mission gilt eigentlich, als ein eher mexikanisches Viertel. Zu dem Zeitpunkt als Ich da war war es aber schon ein bunt durchmischtes allerlei von Menschen aus diversen sozialen Schichten der Gesellschaft. Mission District ist ein überaus lebendiges Viertel in San Francisco. Auf der Straße die von der BART Station zu Celina`s Haus führt sehe Ich etliche Geschäfte, Cafés, Delis und kleine Restaurants. Nach circa zehn Minuten Fußweg kam ich dann zu dem kleinen niedlichen, weiß angestrichenen amerikanischen Stadthaus in dem Ich die nächsten Monate hauptsächlich leben werde. Nach einem kurzen zögern und einem tiefen Atemzug gehe Ich die kleine Holztreppe nach oben und betätige die Klingel.
This is only the first half of the chapter SAN FRANCISCO – to read the full document, please head over to my Patreon. The full manuscript of this chapter is available for all Patrons. Thank you for your support.
Parandroid Patreon:
https://www.patreon.com/parandroid